In 20 Jahren wirst Du dich mehr ärgern über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die, die du getan hast. Also wirf die Leinen und segle fort aus deinem sicheren Hafen. Fange den Wind in deinen Segeln. Forsche-Träume-Entdecke - Mark Twain

Das sind wir...

Das sind wir...

Freitag, 14. Dezember 2012

Phnom Penh... die Hauptstadt

Markt in Phnom Penh
Phnom Penh die Hauptstadt von Kambodscha liegt eine Flugstunde westlich von Bangkok in Richtung vietnamesischer Grenze. Wir hatten kein Visa und mussten dieses on arrival zusammen mit 150 anderen Passagieren aus unserem Flugzeug besorgen. Hier wurde mir klar warum das e-Visa in den Traveller Foren so empfohlen wird. Wir stellten uns also brav in die Reihe und warteten. Die Warterei gestaltete sich unerwartet unterhaltsam. Die Pässe wurden dem ersten Beamten abgegeben und dann an weitere acht weitergereicht. Jeder fummelte irgendetwas an den Dokumenten herum und wenn es nur das das Betrachten der Fotos war. Es kam sogar vor, dass die Beamten sich halb krumm lachten, weil sie die Fotos so lustig fanden und der Gipfel erreichte das Prozedere, als sie zu raten begannen zu welchem der Foreigner das zur Heiterkeit führende Foto wohl gehört. Wir hatten auf jeden Fall mega Spass daran und sofort ein gutes Gefühl was das neue Reiseland anbelangt. Wenn schon die offiziellen Formalitäten so easy gehandhabt werden, kann ja der Rest auch nicht allzu verbissen sein. Auch die Zollformalitäten
Insekten sind auch in Kombodsche
eine heissbegehrte Delikatesse
dauerten für uns länger, da der Beamte unsere bereits benutzten Visas sehr interessant fand und sich die Zeit nahm jedes einzelne ausgiebig zu studieren.
Endlich zum Flughafen raus, wurden wir vom Pick up Service unseres Guesthouse in Empfang genommen. Auf dem Weg zu unserem Guesthouse landeten wir mitten in der abendlichen Rushour und bekammen so einen ersten Eindruck von der Stadt. Ähnlich wie in Vietnam wimmelte es hier von Motorbikes und es scheint keine Verkehrsregeln zu geben. Zudem ist die Stadt extrem staubig, was einem auf den ersten Blick einen sehr schmutzigen Eindruck vermittelt. Aufgrund der vielen Motorbikes ist auch die Geräuschkulisse wahnsinnig laut und die Luft nicht gerade das was man als gesund bezeichnen kann. Die ersten Eindrücke lösten in uns gemischte Gefühle aus und wir waren uns nicht so schlüssig was wir von dem ganzen halten sollen. Zum Glück war das gebuchte Guesthouse in der Nähe des Flusses, wo es offensichtlich ein wenig ruhiger zu und her ging. Wir stellten unser Gepäck ins Zimmer und machten uns sofort auf die Socken um die nähere Umgebung zu erkundigen. Es war 18:00 Uhr jedoch bereits dunkel und wir wurden unvorbereitet mit der Armut in den Strassen von Phnom Penh konfrontiert. Wir sahen ganze Familien die sich von dem Abfall auf den Strassen ernähren, die Kinder werden
freche Affen bei einem Tempel
 bis spät in die Nacht zum Sammeln von Blechbüchsen und zum Betteln geschickt, statt das sie zur Schule gehen und sind so dreckig, dass man sie vermutlich erstmals länger einweichen müsste, falls man sie sauber kriegen wollte. Überall wird gekocht und gebraten, so dass uns die seltsamsten Gerüche in die Nase stiegen. Die meisten waren uns eher unangenehm. Wir waren erstmals ziemlich überfordert von den ganzen Eindrücken und flüchteten uns in eine Bar um das ganze wirken zu lassen. Von hier aus betrachteten wir das Treiben weiter und langsam aber sicher entwickelte sich der Sinn fürs Detail. Zum Beispiel hat kein einziges der Kinder einen typischen Hungerbauch. Wir beobachteten sogar, wie zwei bettelnde Kinder Esswaren die sie erhalten hatten in die Mülltonne schmissen. Trotzdem gingen wir mit sehr gemischten Gefühlen zu Bett. Für den nächsten Tag hatten wir eine ausführliche Sightseeing Tour zu den wenigen Sehenswürdigkeiten von Phnom Penh geplant. Wir machten uns zu Fuss auf den Weg um uns die bekanntesten Tempel und alten Kolonialgebäuden anzusehen. Leider war die Hauptattraktion das Grand Palace aufgrund des Todes des ehemaligen Königs geschlossen. Auf unseren Streifzügen durch die Stadt ist uns aufgefallen, das die bekannten Hilfsorganisationen alle in grossen und modernen Gebäuden untergebracht sind und über Fuhrparks verfügen in denen zig Lexus, fette Audis
Mönche auf dem morgentlichen Almosengamg
 etc herum stehen. Das Business mit der Armut scheint also voll und ganz zu rentieren und wir konnten mit eigenen Augen sehen, warum zum Teil 40 % der Spendengelder als Verwaltungsaufwand verbucht werden. Ich habe volles Verständnis dafür, dass diese Organisationen gute und geländetüchtige Fahrzeuge brauchen, warum es jedoch gerade die Luxusklasse sein muss, ist für mich nicht nachvollziehbar. Die vielen NGOs vorort haben jedoch auch einen angenehmen Nebeneffekt. Überall gibt es kleine stilvolle Restaurants, die entweder von Expats aus der ganzen Welt oder von den Organisationen selber in Form von Ausbildungsstätten für Strassenkinder betrieben werden. Wir haben in Asien selten so vielseitig und kulinarisch hochstehend gegessen wie hier in Phnom Penh und das will was heissen, da die asiatische Küche generell sehr schmackhaft ist. Am zweiten Tag haben wir uns mit Kambodschas tragischer Vergangenheit auseinander gesetzt. Für uns war dies in zweierlei Hinsicht ein harter Tag. Erstmals hat uns der Betreiber des Guesthouses verarscht. Der hat nämlich den bestellten Wagen kurzerhand an fünf andere Gäste vermietet und uns erzählt er müsse für das Gouverment einen Transport ausführen und stehe daher nicht zur Verfügung. Man hat uns dann netterweise ein Tuk Tuk
auch hier sind wieder unglaubliche
Logistiker am Werk
 organisiert. Zum Glück haben uns Andrea und Mike vorgewarnt wie staubig so eine Fahrt werden kann und wir sind uns sicherheitshalber noch Masken kaufen gegangen. Im Affentempo ging es zur Stadt raus. Die meisten Strassen befinden sich noch im Bau, daher schüttelte es das Tuk Tuk hin und her und wir klammerten uns so gut es ging fest. Dank der Staubmasken war das ganze einigermassen erträglich und der Vorteil war, dass wir uns auf diese Art mitten drin im kambodschanischen Alltag befanden. Überall winkten uns Kinder zu oder die Erwachsenen grinsten uns an und hatten sichtlich Spass daran wie wir uns bemühten die Fahrt einigermassen erträglich zu gestalten. Ich denke auf dieser Fahrt haben wir uns definitiv auf das Land eingelassen auch wenn der Anlass der dazuführte mehr als tragisch ist. In Choeung Ek (auch Killing Fields genannt) angekommen, erhielten wir Kopfhörer über welche die tragische Geschichte in zahlreichen Sprachen zu hören ist. Beim Eingang steht eine Stupa in der auf sieben Etagen 9000 Schädel zum Gedenken an die hier auf barbarischste weise ermordeten Menschen erinnert. Wir wurden per Audioguide über den Ort des Geschehens geführt und erhielten einen Eindruck wo und wie die Gefangenen von Tuol Sleng, hingerichtet wurden. Nach Ende des Rundgangs stand allen Besucher ihre tiefste Betroffenheit ins Gesicht geschrieben. Es ist einfach unglaublich was hier geschehen ist und diese Stätte ist nur eine von mehreren in Kambodscha, die von den roten Khmer für ihre Massenmorde missbraucht wurden. Sie haben während drei Jahren einen Drittel des kambodschanischen Volkes auf barbarischste Weise abgeschlachtet und der Rest der Welt soll
unterwegs im Tuk Tuk
 davon nichts mitbekommen haben. Man begründet dies damit, dass Pol Pot auch sämtliche Journalisten hinrichten liess. So wurden auch Spuren von mind 6 westlichen Personen gefunden. Ich bin mir jedoch nicht ganz sicher ob dies nicht einfach eine Ausrede dafür ist, dass es in dem Land keine Bodenschätze gibt und es daher für den Westen nicht interessant war sich einzumischen. Wie auch immer, es war und bleibt eine Schande dass so was passiert. Auch heute noch…. Auf dem Rückweg besuchten wir dann auch noch Tuol Sleng, das Völkermordmuseum. In diesen Gebäuden wurden die Gefangenen erstmals monatelang festgehalten, gefoltert und gequält bevor man sie dann zur Hinrichtung nach Choeung Ek brachte. Heute stehen die Räume zur Besichtigung offen und es werden Foltermethoden, die dazu benötigten Werkzeuge sowie Fotos der Betroffenen gezeigt. Für mich war dies dann doch zu viel und ich musste den Ort möglichst schnell verlassen. Auf dem Rückweg wurden wir dann laut hupend vom Besitzer des Guesthouse überholt. Die fünf Touristen winkten uns freudig zu und amüsierten sich, über unser Aussehen und wie wir uns krampfhaft festklammerten. Dafür haben wir nur einen Bruchteil von dem Preis bezahlt, den sie hinblättern mussten und die Fahrt war ein Erlebnis für sich. Wie auch immer, so funktioniert Asien halt ;-))



1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Endlich habe ich es geschafft eure Beiträge zu lesen... sehr interessant! Hier hat definitiv die heilige Zeit begonnen ;-)
Liebe Grüsse
Bosslis

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