In 20 Jahren wirst Du dich mehr ärgern über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die, die du getan hast. Also wirf die Leinen und segle fort aus deinem sicheren Hafen. Fange den Wind in deinen Segeln. Forsche-Träume-Entdecke - Mark Twain

Das sind wir...

Das sind wir...

Mittwoch, 6. Juni 2012

Remedios und die Cayos


unser Konvoi
Aufgrund der Massenanstürme der Casa Besitzer auf die ankommenden Touristenbusse, haben wir den Besitzer unseres nächsten Casas gebeten, uns am Busbahnhof abzuholen. Dies hatte zudem den Vorteil, dass wir uns die Suche nach dem Haus sparen konnten. Lester stand auch verabredet am Busbahnhof bereit und hatte sogar ein Bicitaxi mitgebracht, da es eine grössre Distanz zu seinem Haus sei. Als der Taxifahrer uns mit dem ganzen Gepäck sah, bekam er grosse Augen. Lester liess sich jedoch nicht beirren und begann zuerst das Gepäck zu verladen und wollte uns beiden noch obendrauf setzen. Ich fand dies jedoch eine Zumutung für den Taxifahrer, vor allem da ich wusste, dass dieser in Moneta nacional bezahlt werden würde. Also winkten wir ein zweites Bicitaxi dazu und fuhren im Konvoi Richtung Zentrum. Remedios schein eine kleine ruhige Stadt zu sein. Dementsprechend sorgten wir für Aufsehen. Die Einwohner lachten und winkten uns zu.
hier schaut er noch zu
Remedios scheint, ausser im Dezember wenn es sein bekanntes Festival feiert, wirklich nicht sehr populär zu sein. Alles läuft hier sehr gemütlich und wir hatten endlich Zeit einfach mal so in den Tag zu leben. Die meiste Zeit verbrachten wir in den um einen schönen Park gelegenen Bars. Hier wird auch überall Domino gespielt. Dies ist neben Baseball und Salsatanzen die dritte Freizeitbeschäftigung der Kubaner. Chöge interessierte sich schon länger für das Spiel, da die Kubaner viel mehr Steine benützen und jeweils 2 gegen 2 spielen. Bis anhin hatte er den Spielern immer nur von weitem zu gesehen. Hier winkten sie ihn heran, er solle reinkommen und zu sehen. Natürlich dauerte es nicht lange und er spielte mit. Als er begriffen hatte, wie das Spiel funktioniert und wie man die Gegner klemmt, so dass sie schlussendlich als Verlierer dastehen, fand das ausser seinem Partner niemand mehr lustig und er musste sich eilends aus dem Staub machen. Ich habe mich halb krumm gelacht, da er es einfach nicht lassen kann, egal wo wir unterwegs sind und was gespielt wird. Er ist und bleibt ein elender Zocker….
Cayo las Brujas
Remedios ist auch ein guter Ausgangspunkt um die vorgelagerten Inseln mit den schönen Stränden zu besuchen. Auf diesen befinden sich nur teure All Inklusiv Ressort, daher hatten wir eigentlich geplant, die Inseln mit einem Taxi vom Festland aus zu besuchen.
Die Inseln sind mit einem 50 km langen Damm mit dem Festland verbunden und die Fahrt dauert länger als wir gedacht haben. Daher haben wir uns kurzfristig entschlossen für zwei Nächte in einem All Inklusiv Hotel einzuchecken. Wir sind einem 5 Sterne Hotel der Melia Kette gelandet. Bereits bei der Ankunft erlebten wir, warum der kubanische Service einen so schlechten Ruf hat. Die Receptionisten erklärte uns, unser Zimmer sei noch nicht bereit, was mich aufgrund der Nebensaison schon etwas erstaunte. Wir setzten uns also in die Lobby und warteten. Es dauerte nicht lange und ein älteres kanadisches Ehepaar setzte sich zu uns. Wir kamen ins Gespräch und die Dame erzählte mir, dass sie Stammgäste in diesem Haus seien. Ich solle mir dies nicht bieten lassen, sondern darauf bestehen, dass ich sofort ein Zimmer bekomme. Ich also wieder an die Reception und nachdem ich mich nicht abweisen liess, holte die Receptionistin ihre Chefin. Diese druckte eine Zimmerliste aus, auf welcher jedes zweite Zimmer mit „libre“ aufgeführt war. Dieses faule Ding war also nur zu bequem gewesen die Zimmernummern abzutauschen…. Unglaublich. Die Kanadierin organisierte dann auch noch, dass wir ein schönes Zimmer mit guter Lage überkommen.
wär hätte gedacht, dass wir beide
mal mit Plasikbänder rumlaufen ;-(
Nun wohnen wir also direkt am Strand und tragen weisse Plastikbändel am Arm. Dies ist der Freipass für hemmungslose Schlemmerei oder ordinäre Saufgelage. An der Poolbar geht es auch entsprechend zu und her. Die Anlage wird vor allem von Kanadiern gebucht. Diese sind ein lustiges und kontaktfreudiges Volk. Alle geben sich Mühe uns das All Inklusiv System zu erklären, da es da so einiges zu wissen gibt. Zum Beispiel sind wir die einzigen, die keinen Plastikkrug dabei haben. Den braucht es, weil die 2 dl Plastikbecher viel zu klein seien und diese viel zu oft nachgefüllt werden müssten. Weiters müssten wir um gut bedient zu werden, erstmals ein paar „Dollars“ springen lassen, dann klappe alles wie von selbst. Ich habe beim Einchecken der Chef Reception als Dank für das zugeteilte Zimmer 1 CUC gegeben und tatsächlich stellt sich seither, das gesamte Team auf den Kopf, sobald ich irgendwo auftauche. Es geht aber auch anders. Beim Abendessen haben wir mit dem Kellner gesprochen und ihm erzählt, wo wir schon überall gewesen sind und das wir bis jetzt nur in den Casas gewohnt haben. Erst wollte er uns dies nicht glauben und war total überrascht. Dann war er begeistert, dass wir somit das „wirkliche“ Kuba kennen. Er habe es sonst nur mit den Touristen im Ressort zu tun und die setzen scheinbar keinen Fuss ausserhalb die Hotelanlage. Er ist nun auch ohne Schiergeld nett zu uns…
Die Anlage ist wirklich schön, es fehlt uns an nichts und wir geniessen es ein wenig zu relaxen. Trotzdem sind wir uns einig, dass dies ein einmaliges Erlebnis bleibt und wir definitiv nie wieder All Inklusiv buchen werden ;-))

Santa Clara... auf den Spuren von Che


Santa Clara … auf den Spuren von „Che“

die Wagons des gesprengten Zugs
Santa Clara besitzt die drittgrösste Universität der Insel. Der Stadtkern wird wiederum von schönen Kolonialgebäuden dominiert, ansonsten kommt sie uns für kubanische Verhältnisse jedoch sehr modern vor. Bis jetzt haben wir noch nie soviel junge, gut aussehende und trendbewusste Kubaner auf einem Haufen gesehen.
Der Grund warum wir uns in dieser Stadt aufhalten, ist das Andenken an Ernesto Che Guevara – der „ewige“ Revolutionär und unermüdliche Kämpfer gegen Imperialismus und Kapitalismus, welcher längst zum Mythos geworden ist. Vermutlich ist er bekannter als jeder amtierende Regierungschef und seine Popularität übertrifft sogar jene des Papstes.
Sein grösster Erfolg war im Jahr 1958, die Einnahme der Stadt Santa Clara, mit der er der Revolution zum endgültigen Durchbruch verhalf. Worauf er von Fidel auch die kubanische Staatsbürgerschaft erhielt (er wurde als Argentinier geboren).
Abschiedsbrief von Che an Fiedel
Che liess damals zusammen mit einer Gruppe von 18 jugendlichen Revolutionären einen gepanzerten Zug entgleisen. Dafür verwendeten sie einen geliehenen Bulldozer und ein paar selbst gebastelte Molotow-Cocktails. Der darauf folgende Kampf dauerte nur 90 Minuten und besiegelte das Schicksal der Batista Diktatur. Damit wurde der Grundstein für die 50 Jahre währende Regierungszeit von Fidel Castros gelegt.
Wenn man Kuba besucht ist es ein Muss sich mit der Geschickte auseinander zu setzten. Daher gab es für uns an Santa Clara kein Vorbeikommen. Also sind wir am Morgen mit Reiseführer bewaffnet losgezogen, um den historischen Plätzen einen Besuch abzustatten. Ist ja sonst nicht so unser Ding, aber hier geht es schliesslich um Che. Auch wenn seine Ideale absolut nicht die unseren sind, zollen wir seinem Gedankengut absoluten Respekt.
Ernesto Che Guevara Monument
Als erstes Besuchten wir den ursprünglichen Schauplatz der Schlacht. Dort sind heute noch ein paar der originalen Wagons, des aus den Geleisen gesprengten Zugs und der dafür eingesetzte Bulldozer zu betrachten. In den Wagons befindet sich mittlerweile ein Museum mit Fotos des Anschlags von damals, sowie der gesamten Ausrüstung der Rebellen. Chöge war vom Kriegsmaterial beeindruckt, ich eher vom guten Aussehen des Rebellen ;-))
Weiter ging es zum Monument, welches zu einer Pilgerstätte von Che Fans geworden ist.
Die Gedenkstätten liegen kilometerweit auseinander und an dem Tag war es natürlich so heiss wie noch nie. Für uns war schnell klar, dass irgendeine Transportmöglichkeit her muss. Also winkten wir die erstbeste Kutsche die vorbei fuhr heran. Ein alter Kubaner hielt und hatte beim Anblick der beiden nass geschwitzten Touristen bereits Dollar Zeichen in den Augen. Wir verhandelten hart, wobei wir uns aufgrund der Tatsache, dass wir uns einige Kilometer ausserhalb der Stadt befanden und offensichtlich nicht mehr bereit waren weiter zu Fuss zu gehen, ganz klar in der schlechteren Position befanden. Zudem hatten wir es mit einem alten Hasen zu tun, der uns immer wieder erklärte wie hart er als Kubaner arbeiten müsse und das dies natürlich seinen Preis habe. Dieses Argument mussten wir einfach gelten lassen und da unsere Spanischkenntnisse mehr als mager sind, konnten wir auch nicht wirklich zu unseren Gunsten argumentieren. Wir einigten uns schlussendlich auf 7 CUC. Das waren mind 5 CUC zuviel, der alte Mann freute sich riesig und fuhr erstmals bei seiner Frau vorbei um ihr von dem guten Deal zu erzaehlen. Diese freute sich diebisch, klatschte vor Begeisterung in die Haende und ueberschuettete uns mit einem Fluss spanischer Woerter.
Choeges Einkaeufe
Wir erhielten aufgrund des guten Preises dann eine zweistuendige Kutschenfahrt. Es war lustig die Stadtbesichtigung mit der Kutsche zu machen. Das ganze hatte fast ein wenig Wild West Potential. 
Im Anschluss daran besuchten wir einen offiziellen Zigarrenladen. Wir erhielten eine sehr kompetente Beratung, welche Choege dermassen ueberzeugte dass er so richtig mit kubanischen Stuempen eindeckte. Keine Ahnung wer die alle Rauchen soll, zudem graust es mich schon jetzt vor dem Gestank in unserem Garten! Choege und die Dame verstanden sich so gut, dass sie ihm eine offizielle Schachtel fuer die Stuempen schenkte, welche wir bereits in Vinales gekauft haben und diese dann auch noch auf der offiziellen Kaufquittung auffuehrte, so dass wir nun am Flughafen keine Probleme mehr zu erwarten haben. Es duerfen naemlich nur die in den offiziellen Tabakfabriken hergestellten Zigarren ausgefuehrt werden. Mir ist somit um einiges wohler :-))
Herr war uns jedoch sympathisch und wir betrachteten es als aktive Wirtschaftsförderung. Er konnte es dann auch nicht lassen und fuhr bei seiner Frau vorbei, um ihr den Deal brühwarm mitzuteilen. Diese strahlte übers ganze Gesicht und klatschte erfreut in die Hände. Sie überschüttete uns mit einem Schwall spanischer Wörter und wir mussten ab ihrer Euphorie wohl oder übel lachen. War vermutlich wirklich ein mega Deal… aber was solls. Wir hatten einen riesen Spass zusammen und erhielten eine zweistündige Kutschenfahrt mit Besuch der ganzen Sehenswürdigkeiten geboten. Der Kutscher kümmerte sich rührend um uns und wir kehrten mit einem absolut guten Gefühl zurück. Schlussendlich geht es bei einem Deal doch genau darum, dass beide Seiten am Schluss zufrieden sind  ;-))
Wir nutzten unsere Zeit in der Stadt auch um endlich stressfrei Zigarren und Rum einzukaufen und fanden einem Spezialladen mit einer sehr kompetenten Bedienung. Diese stellte uns auch gleich eine offizielle Schachtel für die in Vinales beim Bauer gekauften Zigarren zur Verfügung. Die Ausfuhr von Zigarren ist nämlich sehr heikel und man braucht eine Quittung von einem lizensierten Laden dafür. Die haben wir nun und schachtelweise legale Stümpen dazu auch noch… Chöge konnte sich bei dem Angebot nicht beherrschen. Mir graut es schon heute bei der Vorstellung des Gestanks in unserem Garten ;-)))
Im weiteren gibt es in der Stadt auch noch eine Fussgängerzone die „Boulevard“ genannt wird. Hier kann man für kubanische Verhältnisse recht gut flanieren. Dabei erhielten wir einen Eindruck davon, wie klein das Angebot für die Kubaner wirklich ist. Da gibt es grosse Läden mit reihenweise Regalen, die einfach leer stehen, für uns ist so was einfach unvorstellbar. Es gibt beispielsweise auch an jeder Ecke Apotheken, jedoch sind kaum  Medikamente zu kaufen. Zum Verständnis, wir befinden uns hier in einer der grössten Städte Kubas. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie es abseits der Touristenrouten auf dem Land aussieht. Ein echt hartes Leben, das für uns kaum nachvollziehbar ist. Obwohl wir Touristen aufgrund unserer Devisen an alles heran kommen und die Casa Besitzer alles versuchen um unsere Bedürfnisse zufrieden zu stellen, ist das Angebot sehr beschränkt. Ich muss gestehen, dass ich langsam aber sicher unter Konsum-Entzugserscheinungen leide.
Übrigens wohnen wir nur eine Strasse vom Boulevard entfernt in einem wunderschönen alten Kolonialhaus bei Carmen und Obregon. Wir haben es auch hier super getroffen. Die beiden sind witzig, aufgeschlossen und sprechen sehr gutes Englisch. Zudem übertrifft Carmen mit ihren Kochkünsten alles bisherige und wir haben beschlossen mit dem Ranking aufzuhören, da bis anhin jedes Casa das vorhergehende übertroffen hat. Die kubanische Küche wurde im Vorfeld dermassen schlecht gemacht, dass wir mit null Ansprüchen auf die Insel gereist sind und nun jedes Mal wieder aufs Neue überrascht werden. Kuba ist kein Gourmetland, aber verhungern tut man hier auch nicht. Morgen verlassen wir die Touristenroute und machen uns auf den Weg Richtung nordöstliche Küste. Im Dorf Remedios soll die Zeit angeblich stehen geblieben sein und wird unter den Reisenden noch als „Geheimtipp“ gehandelt. Obwohl ich da einwenig skeptisch bin, denn alles was im Lonely Planet steht ist für mich kein Geheimnis mehr. Wir werden sehen….hasta luego!


Remedios und die vorgelagerten Cayos


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