In 20 Jahren wirst Du dich mehr ärgern über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die, die du getan hast. Also wirf die Leinen und segle fort aus deinem sicheren Hafen. Fange den Wind in deinen Segeln. Forsche-Träume-Entdecke - Mark Twain

Das sind wir...

Das sind wir...

Freitag, 1. Mai 2009

Hai Duong und Trang An

Wir haben bei unserer Reiseplanung nicht gemerkt, dass der 30. April und der 1. Mai 2009 ganz wichtige Feiertage in Vietnam sind. Nun hat sich herrausgestellt, dass an diesen beiden Tagen und am anschliessenden Wochenende das ganze Land unterwegs ist. Man hat keine Chance Zug-, Bus- oder Flugtickets zu bekommen, da diese Daten seit Monaten ausverkauft sind. An den fuer uns interessanten Orten gab es natuerlich auch keine Hotelzimmer mehr. Wir sind 4 Tage herumgerennt und haben alles versucht, leider ohne Erfolg. Die Stimmung war ziemlich am Boden. Zum Glueck haben wir Juergen, einen Deutschen der im Norden wohnt, kennengelernt. Mit ihm werden wir nun die naechsten 3 Tage durch die Provinz ziehen. Gleich nach unserer Ankunft sind wir mit den Motoraedern losgezogen und haben den Onkel von Ha, Juergens Freundin besucht. Es war cool da. Der Onkel macht selber Schnapps und wir mussten natuerlich probieren. Das Zeugs war mega stark, aber es schmeckte sehr gut. Der eine Schnapps wird aus Honig und Bienen hergestellt. Die Bienen werden mit in die Flasche abgefuellt. Waltsch, das waere etwas fuer dich gewesen. Er wollte uns leider keinen verkaufen, da dies eine einmalige Spezialitaet von ihm ist und nur an Besucher ausgeschenkt wird. Der Schnapps ist ganz schoen eingefahren. Nach dem Besuch sind wir im Dorf des Onkels spazieren gegangen. Wir waren die Attraktion. Alle kamen uns bestaunen. Die Leute waren jedoch sehr freundlich und offen. Wir hatten einen riesen Spass und Juergen weiss viel ueber die Lebensgewohnheiten der Einheimischen zu erzaehlen.
Am Abend gingen wir dann mit Juergen und Ha, in einem Strassenrestaurant Ente essen. Hier gilt die Regel je mehr Abfall am Boden liegt, desto besser das Restaurant. Ziemlich ungewohnt die Speisereste einfach auf den Boden zu werfen. Aber man will ja nicht unhoeflich sein ;-))
Nach dem Essen fuhren wir in die Stadt, ich habe mit Ha Schuhe gekauft und am Schluss haben wir irgendwo am Strassenrand, noch einen Absacker getrunken. Wieder ein Schnapps; dieses Mal aus 37 verschiedenen Kraeutern, welche alle selber gesammelt werden. Ich habe nicht probiert, aber Choege hat es geschmeckt.
Am naechsten Tag hingen wir mit Juergen erstmals in einer Bia Hoi Kneippe rum. Das sind die typischen Strassenrestaurants, wo man Bier aus dem Fass bekommt. Diese werden nur von den Einheimischen besucht. Wir waren also wieder mal das Highlight. Die Buschtrommeln funktionieren gut in Vietnam und so fuhren dauernd Leute vorbei die uns bestaunen wollten. Die einen winkten, die anderen riefen Hello und ein paar kamen extra in die Kneippe ein Bier trinken, damit sie uns besser sehen konnten. Es war absolut witzig, vorallem da Juergen immer alles kommentierte, so dass wir keine Zweifel hatten um was es ging. In Hai Duong gibt es absolut keinen Tourismus und die Leute sind zu 100 % authentisch. Wir fuehlten uns nie unerwuenscht, im Gegenteil wir waren kleine Stars. Egal wo wir hinkamen, wir wurden immer angelaechelt. Die Vietnamesen sind uns sonst nirgendwo so offen und freundlich begegnet. Mittlerweile betrachten wir die Tatsache, das alles ausgebucht war als Gluecksfall, denn unser Aufenthalt in dieser Stadt ist das absolute Highlight unserer Vietnamreise. Natuerlich nicht zuletzt auch wegen Ha und Juergen. Juergen ist an der Grenze zu Oesterreich aufgewachsen und hat schon in ganz Asien gelebt und gearbeitet. Man merkt schnell, dass er die Asiaten sehr gern hat und sie ihn auch. Das ist eher eine Seltenheit, da die meisten Auslaender kaum bereit sind sich anzupassen. Er hat auch viele Projekt laufen, welche Umweltschutz und Trinkwasserreinigungen in Vietnam verbessern sollen.
Am Abend gab es dann zu Hause bei Juergen und Ha ein Barbecue. Er hollte in einem Strassenrestaurant kurzerhand Tisch und Stuehle und baute seinen Grill mitten auf der Quartierstrasse auf. Wir fuhren mit Ha zum Markt. Sie ist auch anders als die Vietnamesinnen die wir bis anhin kennen gelernt haben. Sie spricht super Englisch und hat ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen. Sie ist die Chefin von Juergens Firma und "maenaetscht" das ganze sehr sympathisch aber knallhart. Es ist herrlich ihr zuzusehen wie sie ihre Wuensche durchsetzt. Immer mit einem Laecheln, aber mit einer unglaublichen Hartnaeckigkeit. So kauft sie dann auch Fleich, Gemuese und Fruechte ein. Choege kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Alles wurde beschnuppert und wehe es war nicht frisch. Eine alte Lady wollte ihr unbedingt aeltere Maiskolben in ihr Saeckchen stecken. Es gab ein Geschnatter, sie raeumte alles wieder aus und lief mit der Bemerkung "crazy old lady" davon. Die Vietnamesen fahren zweimal taeglich zum Markt da sie wirklich alles frisch zu bereiten. Wir haben durch Ha Speisen kennen gelernt, an die wir uns sonst nie herangewagt haetten, da jeder Reisefuehrer grundsaetzlich warnt davor. Wir wussten jedoch, dass sie es sofort merken wuerde, wenn etwas nicht mehr geniessbar waere. So haben wir drei herrlich kulinarische Tage in der Provinz verbracht. Am letzten Tag fuhren wir dann noch nach Trang An. Die Gegend besteht genau wie die Halong Bucht aus Kalksteinfelsen. Diese stehen hier jedoch nicht im Wasser sondern mitten in den Reisfeldern. Durch diese fliessen kleine Fluesse, auf welchen man eine herrliche Bootstour machen kann. Juergen hat einen Ort entdeckt zu dem noch keine Touristenbusse fahren. Da es immer noch ein Feiertag war, hatte es jedoch viele Vietnamesen da, mit denen war es dann aber mega lustig. Wir fiehlen wieder auf wie bunte Hunde. Dieses Mal wurde Choege dauernd beruehrt. Dies wegen seiner hellen Haut. Das moechten sie auch gerne haben und nutzten die Gelegenheit sie anzufassen. Ich habe mich kaputt gelacht. Choege fand es am Anfang nicht so lustig, hat sich dann aber schnell daran gewoehnt. Wir wurden ueberall mit grossem Hallo begruesst. Einer hat sogar seine beiden Zeigefinger gekreuzt, als er an mir vorbei ging. Juergen erklaerte der habe mir Glueck gewuenscht.
Am Abend sind wir dann zurueck nach Hanoi gefahren und mussten uns schweren Herzen von Ha und Juergen verabschieden. Was erst ein riesen Aergernis war, wurde zum Hoehepunkt unserer Vietnamreise. Es hat unheimlich Spass gemacht in der Provinz fest zu sitzen. Wir sehen das Land und die Leute nun mit ganz anderen Augen. Wenn wir nicht bei Juergen gelandet waeren, haetten wir diese Seite von Vietnam kaum kennengelernt.
Heute Abend geht es mit dem Zug an die chinesische Grenze, wo wir die Bergstaemme des Nordens besuchen werden. Dies ist schon die letzte Station unserer Reise bevor es zurueck in die Schweiz geht. Wie schnell doch die Zeit vergeht...

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