In 20 Jahren wirst Du dich mehr ärgern über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die, die du getan hast. Also wirf die Leinen und segle fort aus deinem sicheren Hafen. Fange den Wind in deinen Segeln. Forsche-Träume-Entdecke - Mark Twain

Das sind wir...

Das sind wir...

Dienstag, 18. Dezember 2012

Dem Tonle Sap entlang nach Battambang

Schwimmendes Fischerdorf auf dem Tonle Sap
Auf dem Weg zurück nach Phnom Penh fuhren wir an den grossen Kleiderproduktionsstätten vorbei. Es ist unglaublich wie viele Leute, hier durch den Westen ausgebeutet werden. In Sihanoukville habe ich in jedem zweiten Kleidershop Ware gesehen, die mit H&M Etiketten beschriftet war, welche bereits den europäischen Endpreis in Euro, CHF oder Pfund enthielten. Hier vorort kosten diese Stück knapp ein Viertel des Preises. Zudem gibt es hier alle Grössen zu kaufen, was für Asien doch sehr unüblich, jedoch kein Wunder ist da es zig Fabriken gibt. Auf meine Frage woher diese Kleider alle kommen, wurde mir gesagt es handle sich dabei um Ausschussware die den Qualitätscheck nicht bestanden habe. Ich konnte jedoch keine Mängel feststellen, sehr undurchsichtig das ganze….
Zurück in der Hauptstadt, gönnten wir uns ein ausgiebiges Nachtessen im Friends Restaurant, welches von der UNICEF als Hilfsprojekt betrieben wird. Es bietet Strassenkinder die Möglichkeit eine Ausbildung in der Küche oder im Service zu machen. Auf der Karte stehen viele leckere Tapas. Ich habe mein frühzeitiges Urteil bezüglich der NGOs generell ein wenig revidieren müssen, da wir mittlerweile viele
Chöge fährt für einmal Fahrrad
Erfolgsgeschichten von Kambodschanern gehört haben, die durch diese Organisationen eine echte berufliche Zukunft erhalten haben. Trotzdem haben die NGOs nicht unbedingt einen guten Ruf hier bei den Expats, vor allem was das Thema Patenschaften anbelangt.
Am folgenden Tag wurden wir ein letztes Mal von unserem Privattaxi abgeholt. Unsere Reise führt uns nun weiter Richtung Nordwesten. Unterwegs haben wir wiederum einen Tempel sowie ein Fischerdorf, welches von ethnischen Vietnamesen besiedelt ist, besucht. Das interessante an diesen Fischerdörfern ist, dass die Häuser entweder auf auf bis zu sieben Meter hohen Stelzen gebaut sind oder ausschliesslich aus Hausbooten bestehen. Das ganze gibt ein sehr reizendes Bild ab. Natürlich waren wir mal wieder die einzigen Touristen im Ort. Wir spazierten herum und sahen den Frauen zu, wie sie den Fisch putzen oder wie das Eis in Form von grosse Pfeilern durch eine Maschine für den Transport des Fisches zerkleinert wurden. Alle lächelten uns an und nickten erfreut wenn wir sie fragten ob wir fotografieren dürfen. Die Kambodschaner sind generell sehr offene Menschen. Könnte daran liegen, dass ein grosser Teil der Bevölkerung unter 25 Jahren ist. Jedenfalls findet sich auch immer und
Mit Pary beim kambodschanischen
Frühstück im Strassenrestaurant
überall einer, der Englisch spricht, dies ist dann wiederum den NGOs zu verdanken. Unsere Fragen werden immer bereitwillig beantwortet und so haben wir schon viele persönliche Geschichten erfahren, die einem meistens sehr unter die Haut gehen. Der Kontakt zu den Menschen und die Art wie sie ihr Schicksal meistern und versuchen das beste aus den Umständen zu machen, ist der Grund warum es uns hier so gut gefällt. Dazu kommt, dass ausserhalb von Siem Reap sehr wenig Touristen unterwegs sind. Das Land präsentiert sich in den schönsten Farben. Tief grüne Reisfelder, Palmen, rote Strassen und stahlblauer Himmel und mittendrin die unkomplizierten und herzlichen Menschen. Unsere Fahrt nach Battambang dauerte mehr als acht Stunden und wir waren heil froh, dass wir uns gegen die staatlichen Busse entschieden haben. Diese gehören auf dieser Strecke zu den älteren Semestern, da die Touri Rennstrecke auf der anderen Seite des Tonle Sap vorbei führt. Die Strasse ist voller Schlaglöcher was unseren Fahrer jedoch nicht gross zum langsamer Fahren veranlasst hat. So hüpften wir zeitweise mehr über die Piste. Chöge hat sich fast hintersinnt und rechnete jeden Moment mit einem Achsbruch. Kurz vor der Dunkelheit sind wir dann endlich am Ziel angekommen. Unsere Unterkunft war ein hübsches Resort ausserhalb der Stadt, mitten in den Reisfeldern gelegen. Es gehörte sogar ein kleiner See dazu. Das ganze befindet sich unter niederländisch-kambodschanischer Leitung. Pary und Jan geben sich grosse Mühe, damit sich die Gäste wohl fühlen und schaffen mit ihrem fröhlichen Wesen eine sehr 
Reisfeld in der Battambang Provinz
angenehme Atmosphäre. Aufgrund dieser kleinen Oase der Ruhe konnten wir uns fast nicht von unseren Liegestühlen losreisen. Daher haben wir uns auf ein paar wenige Aktiviäten beschränkt. Am ersten Tag sind wir mit alten holländischen Fahrrädern, dem Fluss entlang in Richtung Stadtmitte gefahren. Unterwegs haben wir ein nettes Lokal auf Stelzen über den Fluss entdeckt. Wir waren die einzigen Gäste und vermutlich die ersten Ausländer die diesen Ort bisher besucht haben. Niemand sprach Englisch und es wurde kurzerhand herumtelefoniert. Plötzlich kam ein junger Mann daher, der uns in bestem Englisch bediente. Das von uns bestellte Mineralwasser musste auch erst noch gekauft werden, also wurde einer der herum lungernden Jungs losgeschickt. In der Zwischenzeit liess es sich die Staff nicht nehmen, dieses scheinbar aussergewöhnliche Ereignis festzuhalten. Jeder setze sich neben uns und machte mit seinem Handy ein Foto. Auch für uns eine neue Erfahrung als Fotomotiv herhalten zu müssen ;-) Am zweiten Tag unternahmen wir einen Ausflug mit dem Bambustrain. Hier handelt es sich um ein einfaches Transportmittel, mit welchem die einheimischen ihre Ware auf den alten Geleisen der Franzosen befördern. Das Fahrzeug besteht aus zwei Achsen, die auf die Schienen gelegt werden und einem grossen Brettertisch, der darauf festgemacht wird. Das ganze wird mit einem Yokohama Motor der aussieht wie eine kleine Notstromgruppe betrieben. Zuerst war ich entsetzt wie schnell das ganze Ding fährt. Es bretterte mit

auf dem Bambustrain

 gefühlten 50 kmh über verbogene Schienen die teilweise sogar unterbrochen waren hinweg. Wenn uns ein anderes Gefährt entgegen kam, wurde mit Handzeichen ausgemacht, wer seinen „Wagen“ von den Geleisen runter nehmen muss. Dies war jedes Mal eine riesen „Fuer“ und der Unterhaltungswert entsprechend gross. Diese Fahrt gehört definitiv zu den verrückteren Sachen die wir bis anhin gemacht haben, entsprechend begeistert waren wir danach. Leider sind die Stunden des Bambuszugs gezählt, da die Regierung plant den Schienenverkehr wieder aufzunehmen. Schade denn hiermit verliert Battambang eines von seinen wenigen Sehenswürdigkeiten. Mittlerweile sitzen wir nun im Bus Richtung Siem Reap. Uns steht nun der dreitägige „Tempeltürk“ wie Chöge es nennt bevor. Andere würden eher von Kambodschas Hauptattraktion reden. Es geht um den Besuch der Tempel von Angkor, UNESCO Weltkulturerbe und Grund für 2’000'000 Besucher jährlich Kambodscha zu besuchen. Davon bleiben 80 % ausschliesslich in Siem Reap und verlassen das Land nach wenigen Tagen wieder ohne zu wissen, was ihnen dabei entgeht. Ich schaue dem ganzen mit gemischten Gefühlen entgegen, da es unheimlich touristisch sein wird und bin gespannt ob wir die Begeisterung teilen werden…

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