In 20 Jahren wirst Du dich mehr ärgern über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die, die du getan hast. Also wirf die Leinen und segle fort aus deinem sicheren Hafen. Fange den Wind in deinen Segeln. Forsche-Träume-Entdecke - Mark Twain

Das sind wir...

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Donnerstag, 21. April 2011

Über Oudomxay nach Pak Beng zurück an den Mekong...

Die Organisation der Weiterreise war nicht so einfach, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir erhielten unterschiedliche Angaben, was die Busverbindungen und vor allem deren Regelmässigkeiten anbelangt. Zwangsläufig haben wir die Backpacker angequatscht und mussten bald feststellen, dass sie genau vor dem selben Problem standen wie wir. Irgend so ein bärtiger Traveller gab uns dann den Tipp wir sollten im Sunrise Resort nach Papa Noa fragen. Das sei ein Ire, wohne schon länger hier und wisse ziemlich gut Bescheid. Wir machten uns also auf die Suche nach dem Irländer. Papa Noa ist im Ruhestand und reist gemütlich durch die Welt. Vor zwei Wochen ist er in Nong Khiaw angekommen, mit der Absicht nur eine Nacht zu bleiben. Im Resort hatte der Sohn gerade geheiratet und mit dem Bau seines Restaurants begonnen, um sich und seiner Frau eine Existenz aufzubauen. Papa Noa war in seinem Berufsleben Ingenieur und konnte den Bemühungen des Sohnes nicht lange zusehen. Nun hat er seine Reise unterbrochen und hilft tatkräftig beim Bau des Speietempels mit. Es ist doch immer wieder lustig auf was für Vögel man beim Reisen alles trifft. Wie auch immer, Papa Noa bestätigte unsere Vermutung, dass unser Vorhaben eine mühsame Angelegenheit, mit vielen Wartezeiten an Busstationen irgendwo in der Prärie werden könnte. Wenn man monatelang auf Reisen ist, nimmt man das zur Schonung des Budgets wohl in Kauf, nicht aber bei nur knapp sechs Wochen Urlaub. Also suchten wir Alternativen und fanden Mong. Er ist der Mann für alles im Dorf und hat uns innert kürzester Zeit einen Minivan organisiert. Also wurden wir am nächsten Morgen direkt vor dem Resort abgeholt. Erst hat es uns ziemlich gestunken, dass wir nicht mit den öffentlichen Bussen weiterreisen konnten, da wir uns das als sehr unterhaltsam vorgestellt hatten und wir doch den Kontakt zu den Locals so lieben. Je länger die Fahrt jedoch dauerte umso zufriedener waren wir mit unserem Minivan. Unterwegs überholten wir einen Bus, in dem die ganzen Einheimischen am Kotzen waren und wie wild ihre Manderindli dazu futterten. Daran hatten wir noch gar nicht gedacht. Die Asiaten vertragen nämlich das Busfahren ganz schlecht und die Strasse führte in zahlreichen Kurven durch die Berge und war so schlecht, dass die philippinischen Offroadpisten letztes Jahr, dagegen glatte Autobahnen waren. Zudem waren die Bergvölker mit der Brandrodung der Hänge beschäftigt, so dass wir teilweise dermassen dicht an den brennenden Hängen vorbei fahren mussten, dass die Hitze sogar im Auto spürbar war. Mir war das ganze nicht geheuer, da die Flammen meterhoch vor sich hin loderten. Unserem Fahrer gefiel es vermutlich auch nicht mehr, denn er drückte plötzlich ziemlich auf die Tube. Die ganze Bergregion war unter einem Rauchdeckel und das ganze sah aus, wie nach einem Weltuntergang. Eigentlich schade, den die Strecke wäre sehr authentisch bezüglich des Lebens der Minderheiten, da die Strasse immer wieder durch deren Dörfer führte.
Nach fast fünfstündiger Fahrt kamen wir dann endlich in Oudomxay unserem Tagesziel an. Wie im Reiseführer beschrieben, war die Stadt absolut scheusslich und das laotische Flair fehlte gänzlich. Da wir nicht weit von China entfernt sind, ist der chinesische Einfluss überall sichtbar und das nicht gerade zum Vorteil der Stadt. Ich war auf dem Internet auf ein neues Hotel gestossen, das eine Opening Promotion anbot. Also haben wir dort eingecheckt und wurden nicht entäuscht. Wir waren vermutlich von den ersten Farangs die hier übernachteten, denn die Belegschaft schaute uns an wie Ausserirdische und Englisch sprach ausser dem Manager keiner. Jedes Mal wenn wir irgendetwas wollten, rannte die ganze Belegschaft davon. Erst waren wir ziemlich konfus deswegen, mit der Zeit fanden wir es jedoch ziemlich amüsant.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter Richtung Mekong. Die Strasse wurde merklich besser, da es sich scheinbar auch hier um ein chinesisches Produkt handelt. Es gab wiederum viel zu sehen. Wir fuhren durch ein Tal in dem die Bevölkerung von der „Holzindustrie“ lebt. Überall gab es Teakwälder zu sehen und einmal kamen uns sogar zwei Arbeitselefanten entgegen. Das war ein unglaubliches Erlebnis, da wir Elefanten bisher nur als Touristenattraktion erlebt haben. Die beiden Laoten hielten die Tiere sogar extra für uns an, damit wir auch ja ein paar Fotos schiessen konnten. Spätestens nach dieser Begegnung haben sich die extra Ausgaben nun definitiv gelohnt ;-))
Wir kamen rasch vorwärts und freuten uns bereits auf einen gemütlichen Nami am Mekong. Wir hatten nämlich für unsere letzte Nacht in Laos ein sündhaft teures Angebot gebucht, welches den Aufenthalt in einer Luxus Lodge, mit anschliessender Bootsfahrt im ressorteigenen Boot zur thailändischen Grenze, beinhaltet. Dies weil wir keine Lust auf die masslos überfüllten Public Boat hatten und die Fahrt immerhin 8 Stunden dauert.
Leider kam es dann doch anders. Kurz vor Pak Beng lag plötzlich ein fast zwei Meter dicker und ca. 50 Meter langer Baum quer über die Strasse. Er hatte sogar die Stromleitung mit sich gerissen. Da gab es erstmal kein Durchkommen. Auf dem Baum standen drei Laoten jeder mit einem Beil bewaffnet und versuchten den Schaden zu beseitigen. Super, das dauert ja Wochen! Es trafen immer mehr Schaulustige ein und diese versuchten teilweise sogar zu helfen. Chöge war natürlich auch ausgestiegen, um sich das Ganze mal anzuschauen. Ich war gespannt wie lange es dauert, bis er ins Geschehen eingreift. Als dann plötzlich ein LKW auftauchte und die Laoten immer noch planlos um den Baum herumstanden, war es soweit. Ich sah wie Chöge begann mit Händen und Füssen Zeichen zu geben. Erstaunlicherweise folgten die Einheimischen ihm sogar, offensichtlich froh, dass endlich einer das Zepter in die Hand nimmt. So nahm das ganze langsam Formen an. Stück für Stück wurde vom Baum eingeschnitten und dann mit dem Truck weggerissen. Mittlerweile hatte irgendeiner sogar eine Handsäge gebracht. Nach zwei Stunden war der Baum dann soweit zerlegt, dass man mit dem Auto daran vorbei fahren konnte.
Wie erwartet war die Lodge sehr luxuriös und an einer wunderschönen Location gelegen. Wir genossen die verbleibende Zeit im Liegestuhl mit Sicht auf den Mekong. In unserem super bequemen Bett habe ich so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr und entsprechend ausgeruht haben wir heute morgen die Bootsfahrt in Angriff genommen. Der Kahn ist ca. 30 Meter lang, ausgestattet mit einer Liegewiese, einer Sofaecke mit Bar und Esstischen. Ursprünglich bietet das Boot 28 Personen Platz, wir sind jedoch nur zu fünft. Die Fahrt geht stromaufwärts und es gibt viel zu sehen. Da es Ende der Trockenzeit ist, zeigt der Mekong sein raues Gesicht. Überall schauen Felsen aus dem Wasser und geben ein sehr malerisches Bild ab. Vorbei an Dörfern, badenden Kindern, Fischerbooten und Märkten an den Ufern ist die Fahrt sehr unterhaltsam. Wir geniessen diese relaxte Art zu reisen und lassen es uns so richtig gut gehen. Ich habe mir die Liegewiese unter den Nagel gerissen und lümmelte den ganzen Tag darauf herum, wenn das nicht Ferien sind ;-)) Unterwegs haben wir noch einem Halt in einem Dorf der Hmong gemacht. Wir lieben es, uns solche Dörfer anzuschauen, da die Leute sehr einfach hausen, gibt es immer irgendwelche kuriosen Sachen zu sehen. Ich habe sogar eine kleine Freundin gefunden, die mir die ganze Zeit hinterher gelaufen ist.
Gegen Abend sind wir dann im laotischen Grenzort Houey Xai angekommen. Die Formalitäten waren ruckzuck erledigt und schon sassen wir in der Fähre nach Thailand. Bye, bye Laos, du hast zwei neue Fans mehr. Wir haben eine wunderschöne Zeit erlebt und ein Land in einer Ursprünglichkeit angetroffen, die seinesgleichen vermutlich vergebens sucht. Zudem durften wir die Herzlichkeit eines Volks kennen lernen, das eigentlich ein sehr hartes Los zu tragen hat und doch voller Hoffnung in die Zukunft blickt. Wir hoffen, dass die Laoten trotz des bevorstehenden Tourismusbooms bleiben wie sie sind.
Schweren Herzens blicken wir nun über den Mekong rüber und vermissen es schon jetzt unglaublich, denn unsere Zeit war definitiv zu kurz und es gibt noch so vieles das wir nicht gesehen haben. Wir kommen also ganz sicher wieder…

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